Johanna Pulte Neunte bei Cross-EM in Dublin

Das DLV-Team der U20 holte bei der Crosslauf-Europameisterschaft in Dublin/Irland überraschend die Goldmedaille (v. li.): Emma Heckel (3. Platz/13:46 Min.), Mia Jurenka (7./13:52 min.), Jasmina Nanette Stahl (63./14:40 Min.), Anneke Vortmeier (5./13:49 Min.) und die Olperin Johanna Pulte (9./13:52 Min.). Foto: privat

Dublin. Johanna Pulte aus Olpe hat auch bei ihrem zweiten internationalen Wettkampf überzeugt. Die 18-jährige Mittelstrecklerin der SG Wenden belegte bei den Cross-Europameisterschaften in Dublin/Irland den 9. Platz im U20-Rennen über 4.000 Meter. Als viertbeste Deutsche konnte sie sich bei der gemeinsamen feierlichen Siegerehrung der Nationenwertung über den Überraschungssieg mit der Mannschaft und über die Goldmedaille freuen.

Um Punkt 12:17 Uhr Ortszeit ertönte am Sonntag im irischen Dublin die Deutsche Nationalhymne für das Team des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV). Die Goldmedaille um den Hals, ein Strauß Blumen in der Hand und ein großes Strahlen im Gesicht freuten sich die Deutschen Langstrecklerinnen der Altersklasse U20 über ihren sensationellen Coup bei den Crosslauf-Europameisterschaften. Völlig überraschend hatte das junge Deutsche Frauenteam im Rennen über 4.000 Meter der europäischen Cross-Elite den Schneid abgekauft. Über die Team-Goldmedaille freute sich auch die Olperin Johanna Pulte, die nach einem abermals mutigen Rennen gegen internationale Konkurrenz den 9. Platz im großen Feld der 99 Starterinnen belegte. Für den Mannschaftssieg hatten die drei besten deutschen Läuferinnen, die Bronzemedaillengewinnerin Emma Heckel (13:46 Min.), Anneke Vortmeier (5./13:49 Min.) und Mia Jurenka (7./13:52 min.) mit der Gesamtpunktzahl 15 gesorgt. Johanna Pulte (9./13:52 Min.), auf die Sekunde zeitgleich mit Jurenka, war noch auf der Ziellinie von ihrer Teamkollegin abgefangen und somit aus der Mannschaftswertung geworfen worden.

„Ich hätte hinten Augen haben müssen…“

Johanna Pulte,
die das Fotofinish gegen Mia Jurenka um einen Wimpernschlag verloren hatte.

„Es war ein gutes Rennen von mir, aber ich muss zugeben, ich war im ersten Moment im Ziel ein wenig enttäuscht, weil ich nur viertbeste Deutsche war. Ich hätte hinten Augen haben müssen, dann hätte ich sie vielleicht kommen sehen“, erklärte Pulte im Gespräch mit der SZ-Sportredaktion. Als dann wie von den Veranstaltern zuvor angekündigt, auf den ersten drei Plätzen die gesamte Mannschaft einer Nation geehrt und mit Medaillen ausgezeichnet wurde, da hatte sich bei Johanna Pulte die erste Enttäuschung schnell in Zufriedenheit über einen weiteren internationalen Erfolg gewandelt. „Vier Läuferinnen bei einer Europameisterschaft unter den besten Zehn, so einen großen Erfolg hat es schon lange nicht mehr gegeben“, lobte auch Adi Zaar, Team-Manager Lauf im Deutschen Leichtathletik-Verband.

„Meine Beine haben sich angefühlt wie Pudding…“

Johanna Pulte, vor dem EM-Rennen der U20 über 4.000 Meter

Die Rennen zur Cross-Europameisterschaft wurden auf einem weitläufigen Wiesengelände mit einigen giftigen und kraftraubenden Steigungen ausgetragen. Die Begeisterung in Irland für Crosscountry-Rennen ist sehr groß, einige Tausend Zuschauer säumten die Strecke. „Das war wirklich klasse, überall haben die Leute einen angefeuert“, war Pulte beeindruckt von der Stimmung. Auch ihre Eltern mit Partnern sowie ihre zwei Brüder und Heimtrainer Egon Bröcher waren zur Unterstützung mit nach Dublin geflogen. Wieder einmal standen die Vorzeichen für Johanna Pulte nicht sonderlich gut, verletzungsbedingt musste die Olperin erhebliche Abstriche im Trainingsumfang machen. Trainer Bröcher: „Johanna hat in den letzten drei Monaten nicht viel mehr als zehn Laufeinheiten und nur Alternativtraining machen können. So etwas ist nicht eben eine ideale Vorbereitung für eine Cross-EM.“ Direkt vor dem Rennen hatte auch seine Athletin kein sonderlich gutes Gefühl: „Ich war wieder unheimlich aufgeregt und meine Beine haben sich angefühlt wie Pudding.“

Johanna Pulte ging nach einem Kilometer sogar in Führung

Direkt nach dem Start war dann von Aufregung keine Spur mehr und Pulte schaltete wie gewohnt in den Modus „Attacke“. Die deutschen Frauen liefen immer im vorderen Teil des großen Feldes, nach etwa 600 Meter kamen Emma Heckel (Telis Finanz Regensburg), Anneke Vortmeier (ASV Duisburg), Mia Jurenka (VfL Sindelfingen) und auch Johanna Pulte immer weiter nach vorne. Wer im Crosslauf am Ende „mit bei der Musik“ um die Podestplätze dabei sein will, muss ein hohes Anfangstempo mitgehen können. Auch Pulte lief wie schon bei ihren vergangenen Rennen wieder mutig und couragiert und übernahm nach einem Kilometer zeitweise sogar die Führung. Zu Beginn der letzten Runde führte Emma Heckel die Läuferinnen an, doch die Britin Megan Keith zog 600 Meter vor dem Ziel vorbei und sicherte sich den Sieg vor Ingeborg Ostgard aus Norwegen und Emma Heckel.

Ich weiß nicht, ob ich mich jemals
so abgeschossen habe wie heute.“

Johanna Pulte, nach dem Rennen im Ziel

Johanna Pulte nach einem Fotofinish als Neunte im Ziel: „Die letzten paar hundert Meter waren die reinste Qual. Ich hätte keinen Schritt schneller gekonnt, ich habe mich voll verausgabt. Ich habe ja schon etliche Wettkämpfe gemacht, aber ich weiß nicht, ob ich mich jemals so abgeschossen habe wie heute.“ Im Ziel lag sie nur sechs Sekunden hinter der ein Jahr älteren Emma Heckel und die hatte vor einer Woche in der Halle von Boston über 5.000 Meter in herausragenden 15:41,07 Minuten einen neuen U20-Europarekord aufgestellt. Das Fazit von Trainer Egon Bröcher: „Das war wieder ein ganz starkes Rennen von Johanna. Man muss zur Einschätzung bedenken, in dem Lauf waren 20 Läuferinnen aus den Endläufen von der EM in Tallinn über 3.000 Meter, 5.000 Meter und 3.000 Meter Hindernis. Sie gehört ja noch zum jüngeren Jahrgang, ich bin gespannt was da nächstes Jahr noch möglich ist.“ Zum Vergleich: Die Europameisterin über 5.000 Meter (16:16,57 min.), die Spanierin Carla Dominguez, lief 43 Sekunden hinter Pulte ins Ziel – andererseits hatte Pulte bei der EM in Tallinn über 3.000 Meter nur 6/10tel Sekunden Rückstand auf die jetzige Siegerin, die Britin Megan Keith.

Video zum U20-EM-Rennen in Dublin

Erneutes Aufeinandertreffen bei der Cross-DM nächste Woche in Sonsbeck

In einer Woche gibt es dann bei den Deutschen Cross-Meisterschaften in Sonsbeck ein erneutes Aufeinandertreffen von Pulte, Heckel, Vortmeier und Jurenka – man darf gespannt sein, wie dann das Rennen der U20 ausgeht. Pulte: „Ach, mal seh’n. Beim Cross kann ja alles passieren…“

ERGEBNISSE
Crosslauf- Europameisterschaft 2021 in Dublin
Weibliche Jugend U20 – 4.000 Meter
1. Megan KEITH (GBR) 13:41 Minuten
2. Ingeborg ØSTGÅRD (NOR) 13:44
3. Emma HECKEL (GER) 13:46

5. Anneke VORTMEIER (GER) 13:49

7. Mia JURENKA (GER) 13:52
9. Johanna PULTE (GER) 13:52

63. Jasmina Nanette STAHL (GER) 14:40

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