Gipfelstürmer trotzten Höhenmetern und Hitze

Seven Summits Siegen – 7 Gipfel – 23,6 km – 760 Höhenmeter – der außergewöhnliche Lauf in außergewöhnlichen Zeiten über die Berge von Siegen mit Start am Bahnhof Eintracht und Ziel am DAV-Kletterzentrum am Effertsufer. Simon Jung stürmt über den Schlosspark.

Siegen. Die Sportstadt Siegen ist um ein neues Veranstaltungsformat reicher. Mit großer Begeisterung hat die Siegerländer Laufszene die Premiere des Events SEVEN SUMMITS SIEGEN gefeiert. Auch wenn die 23,4 Kilometer lange Strecke über die sieben Gipfel der Krönchenstadt mit insgesamt 760 Höhenmetern für viele Sportler nicht nur eine Sonntagstour, sondern aufgrund der sehr warmen Temperaturen auch zu einer Tortur wurde – im Ziel am DAV-Kletterzentrum waren die meisten dann doch glücklich, die Strapazen erfolgreich gemeistert zu haben.

268 Läuferinnen, Läufer und Wanderer

Seven Summits Siegen – 7 Gipfel – 23,6 km – 760 Höhenmeter mit Start am Bahnhof Eintracht.

Insgesamt 268 Läuferinnen und Läufer sowie Wanderer kamen in die Wertung. Auch wenn bei der Premiere – die unter Corona-Bedingungen auch nicht eben einfache Rahmenbedingungen hatte – längst nicht alles glatt gelaufen ist, in einem Punkt sind sich Veranstalter Martin Hoffmann und die allermeisten Teilnehmer einig: Der SEVEN SUMMITS SIEGEN ist ein tolles Veranstaltungsformat und hat für die Zukunft noch einiges an Entwicklungspotenzial.

Steffen Mues will den Lauf nachholen

Bürgermeister Steffen Mues, gleichzeitig Schirmherr der Veranstaltung, wäre sehr gerne selbst gestartet, doch zum gleichen Zeitpunkt weilte das Stadtoberhaupt zum Wanderurlaub mit Familie in der Schweiz. Er werde den Lauf über die Gipfel irgendwann nachholen. Mues hatte im Vorfeld des außergewöhnlichen Events Martin Hoffmann und seinem Team ein großes Lob ausgesprochen. Während andernorts aufgrund der aktuellen Lage immer noch Sportveranstaltungen abgesagt werden, habe man sich hier, trotz schwieriger Umstände getraut, ein völlig neues Format an den Start zu bringen. „Das ist wirklich mutig“, lobte Mues das Orga-Team.

Läufer kämpften mit der Hitze

Die Abkühlung auf der Strecke tat gut…!

Und Corona hatte den Organisatoren ein hartes Korsett angelegt: Keine Zuschauer, kein langer Aufenthalt im Start-Bereich am Bahnhof Eintracht, kein Verweilen im Ziel am DAV-Kletterzentrum, Maskenpflicht für die Sportler bis unmittelbar vor dem Start, Wellenstarts in Zweiergruppen und selbstverständlich auch keine große Siegerehrung, geschweige denn eine kleine Party zum Abschluss. Und dennoch spürte man die große Freude darüber, endlich wieder an einer „echten“ Veranstaltung teilnehmen zu können, steht doch der Laufsport vor allem für gemeinsame und nicht einsame Erlebnisse. Auch das Wetter spielte mit, wenngleich Petrus es dann doch ein wenig zu gut meinte mit der Sonne und der Wärme. Auch wenn die Starts in den Morgenstunden erfolgten, die Hitze wurde dann vor allem für die Läufer ein echtes Problem. Die Verpflegungsstellen mit Wasser wahren jedenfalls heiß begehrt.

Pünktlich um 8.00 Uhr die ersten Starts

Seven Summits Siegen – 7 Gipfel – 23,6 km – 760 Höhenmeter – der außergewöhnliche Lauf in außergewöhnlichen Zeiten über die Berge von Siegen mit Start am Bahnhof Eintracht und Ziel am DAV-Kletterzentrum am Effertsufer. Erst kurz vor dem Start durften die Teilnehmer die Mund-Nasen-Schutz-Maske abnehmen. Stefan Brockfeld (1) und Andreas Senner (2) machten Anfang – sie hatten am Ende auch die schnellste Zeit.

Auch wenn SEVEN SUMMITS SIEGEN eher als eine Breitensportveranstaltung im Sinne einer sportlichen Sightseeing-Tour angelegt war, so war für die ambitionierten Leistungsläufer klar: Beim SEVEN SUMMITS SIEGEN über die sieben Gipfel von Siegen geht es auch um die Bestzeit und damit auch um den Titel des Bergkönigs und der Bergkönig in der Krönchenstadt. Also Gesichtsmaske ab, Stoppuhr gestartet – pünktlich auf die Sekunde um 8.00 Uhr schickten Organisator Martin Hoffmann und Prof. Dr. Bernd Buxbaum vom Hauptsponsor The Summit Siegen mit Stefan Brockfeld (Startnummer 1) und Andreas Senner (Startnummer 2) die ersten beiden Läufer auf die Strecke. Dass die beiden sich ordentlich etwas vorgenommen hatten, sah man direkt auf den ersten Metern, Mit schnellen Schritten eilten sie davon. Auch wenn sie die nachfolgende Konkurrenz, unter anderem mit Favorit Tobias Lautwein, im Nacken hatten – niemand konnte nachfolgend das Duo des TuS Deuz auf der 23,6 Kilometer langen Strecke mehr einholen. Als Führende eilten sie über den Rosterberg (326 m ü.NN), Häusling (364 m ü.NN), Siegberg (307 m ü.NN), Lindenberg (373 m ü.NN), Giersberg (354 m ü.NN), Wellersberg (346 m ü.NN) und Fischbacherberg (371 m ü.NN) und dann bergab ins Ziel am Kletterzentrum. Sie legten in 1:47:52 Stunden die Bestzeit vor – von der reinen Laufzeit von 1:52:52 Stunden wurden dann noch die fünf Minuten Zeitgutschrift für die Ampelphasen abgezogen.

Tobias Lautwein lief drei Kilometer zu viel

Seven Summits Siegen – 7 Gipfel – 23,6 km – 760 Höhenmeter. Favorit Tobias Lautwein beim Start am Bahnhof Eintracht. Er hatte am Ende fast drei Extrakilometer gelaufen.

Diese Marke konnte nachfolgend niemand mehr toppen. Favorit Tobias Lautwein, mit der Nummer 150 an Startposition 33 ins Rennen gegangen, freute sich darauf, „endlich nochmal richtig Berge zu ballern“. Doch er wurde schnell in seinem Tatendrang gestoppt. Bereits bis zur Gipfelfahne am Siegberg bei Kilometer 9,5 hatte sich gleich mehrfach auf der Strecke verlaufen. „Boah, das wird heute nix mehr mit mir, ich laufe nur noch normal zu Ende“, fluchte er im Schlosspark. Nach dem Rennen erklärte Lautwein: „Leider hat es heute nur zur Holzmedaille gereicht. Der Streckenverlauf war wirklich sehenswert. Die Streckenmarkierung stark ausbaufähig. Bereits nach 500 Metern bin ich ca. 700 Meter in die falsche Richtung gelaufen. Nach dem fünften Mal verlaufen war ich einfach nur froh mit weit über 26 km auf der Uhr im Ziel angekommen zu sein.“ Doch der Ausdauersportler aus Altenhof bei Wenden nahm die Sache locker: „Das Event ist sicherlich eine tolle Idee vom Veranstalter und wenn die Streckenmarkierung verbessert wird, ein toller Lauf. Die Streckenposten, vor allem beim Summit, waren jedenfalls gut drauf und haben mich bei Laune gehalten. Die waren echt spitze.“

Auch Simon Jung kam von der Strecke ab

Tobias Lautwein war nicht der einzige Läufer, der von der Strecke abgekommen ist: So fluchte Heike Schürbusch von Anlauf Kurse & Reisen auf der Strecke über fehlende Markierungen und auch Gipfelstürmer Simon Jung vom Kölner Triathlon-Team, der ebenfalls große Ambitionen auf den Gesamtsieg hatte, legte unfreiwillig ein paar Extrameter zurück, im Ziel hatte er dann auch 25,01 Kilometer bei einer reinen Laufzeit von 1:48:37 Stunden. „Mir ist natürlich auch klar, dass im Normalfall Tobias Lautwein vor uns gewesen wäre, wenn er sich nicht verlaufen hätte. Aber bei Andreas und mir hat heute eben alles gepasst und deshalb hatten wir dann auch die schnellste Zeit“, erklärte Stefan Brockfeld vom Siegerteam sportlich fair. Triathlet Simon Jung belegte am Ende offiziell den 3. Platz in 1:48:27 Stunden, Tobias Lautwein belegte nur Platz 18.

Kathi Schäfers schnellste Gipfelstürmerin

Seven Summits Siegen – 7 Gipfel – 23,6 km – 760 Höhenmeter. Kathi Schäfers und Alexander Wassmann (beide TuS Deuz) im Ziel.

Die Läufer des TuS Deuz hatten sich auf den Lauf am besten von allen vorbereitet und entsprechend die Strecke studiert, denn flott unterwegs waren auch Christian Becker (4./1:50:52 Std.) und Thomas Lorsbach (6./1:52:22 Std.). Eine der besten Tagesleistungen schaffte Kathi Schäfers, die zusammen mit ihrem Deuzer Kollegen Alexander Wassmann die Bergtour abgelaufen war. Die Niederscheldenerin war Siebte im Gesamteinlauf und schnellste Frau in 1:59:26 Stunden auch die weiteren starken Läuferinnen kamen vom TuS Deuz: Petra Henkel belegte abzüglich des Zeitbonus von fünf Minuten den 2. Platz in 2:08:10 Stunden, Caprice Löhr und Melanie Fohr sicherten sich Rang drei und vier bei den Frauen in 2:15:50 Stunden. Bei der Premiere von SEVEN SUMMITS SIEGEN feierte Ultraspezialist Martin Hansel vom TuS Deuz seinen 57. Geburtstag. Im Ziel war auch er ganz schön geschafft: „Meine Güte, ich wusste gar nicht, dass Siegen so steil ist und solche Berge hat. Es war aber trotzdem toll!“

Seven Summits Siegen – 7 Gipfel – 23,6 km – 760 Höhenmeter. Hier führt Petra Henkel (TuS Deuz) auf dem Wellersberg eine Laufgruppe der SG Siegen-Giersberg an.

„Das werden wir im nächsten Jahr optimieren müssen.“

Organisator Martin Hoffmann

Organisator Martin Hoffmann zeigte sich nach der Veranstaltung trotz der Panne bei der Streckenmarkierung sehr zufrieden mit der neuen Veranstaltung: „Natürlich sind alle, die am Sonntag Siegens sieben Hügel sportlich erklommen haben, die Sieger des Tages. Aber für einige war es dann doch noch etwas Besonderes. Das Veranstaltungsformat mit Einzelstarts war anders als bei den üblichen Volksläufen. Kein Fahrrad konnte vorneweg über 23,5 km fahren. Ich bin selbstkritisch genug, um zu sagen, dass das mit der Streckenmarkierung nicht optimal gelaufen ist. Das werden wir im nächsten Jahr optimieren müssen. Es war keine Absicht: Wir haben die Faktoren schnelles Laufen, kleine Markierungen und die Vorab-Kommunikation dazu einfach unterschätzt. Der Favorit Tobias Lautwein hat nachweislich die meisten Meter gelaufen und als kleinen Ausgleich möchten wir ihm dafür einen Freistart 2022 zusagen. Aber auch alle anderen, die mehr als 24 gelaufene Kilometer auf ihrer Lauf-App dokumentiert haben, erhalten ebenfalls einen Freistart 2022“, versichert Martin Hoffmann.

SEVEN SUMMITS SIEGEN läuft weiter

Seven Summits Siegen – 7 Gipfel – 23,6 km – 760 Höhenmeter. Schnell noch ein Selfie als Erinnerung an den schönen Landschaftslauf über die Gipfel von Siegen.

Das Tagesevent ist zu Ende, doch wie angekündigt, kann sich jetzt wieder für individuelle Sololäufe für SEVEN SUMMITS SIEGEN angemeldet werden. Jeder, der alleine oder mit einer kleinen Gruppe über die sieben Gipfel Siegens zu laufen, kann sich auf der Webseite www.seven-summits-siegen.de anmelden. Nach offizieller Anmeldung bekommen die Sportler eine Startnummer sowie die Streckenführung als GPX-Datei. Nach dem Lauf kann jeder seine Laufleistung in die offizielle Rankingliste eintragen, außerdem erhält jeder „Gipfelstürmer“ eine Urkunde, zudem kann man das T-Shirt und die Medaille sichern.

Event hat großes Potenzial

SEVEN SUMMITS SIEGEN 2022 wird aus den kleinen Fehlern bei der Streckenmarkierung in diesem Jahr lernen. Das Potenzial des neuen Events ist groß, darin sind sich die Organisatoren und die meisten Läufer einig. Sollten die Corona-Auflagen entfallen ist eine dichtere Startfolge und damit eine größere Teilnehmerzahl möglich, Zuschauer an der Strecke können mit Musik und motivierenden Aktionen die Teilnehmer unterstützen, eigene Gipfelwertungen für diejenigen, die auf STRAVA die schnellsten Segmente nachweisen können, bis hin zum großen Läuferfest im Ziel beim DAV-Kletterzentrum – in „normalen Zeiten“ ist vieles denkbar beim Sieben-Berge-Lauf durch die Krönchenstadt.

Ergebnisse SEVEN SUMMITS SIEGEN: HIER

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