M40-Senioren-Weltmeister Manfred Schleime gestorben

Der Moment des größte Erfolgs in der Läuferkarriere von Manfred Schleime: 1979 wird der „schnelle Postboote“ in Hannover M40-Senioren-Weltmeister über 1500 Meter.   Foto: privat

Olpe. Er hatte den Spitznamen „Schnellster Postbote im Kreis Olpe“ – in der Nacht zum 18. Juni starb der ehemals erfolgreiche Senioren-Mittelstreckenläufer Manfred „Manni“ Schleime aus Altenkleusheim an den Folgen seiner Parkinsonerkrankung.

Manfred Schleime, Jahrgang 1939, stand wie kaum ein anderer für die Leichtathletik im Kreis Olpe und war in Südwestfalen bekannt „wie ein bunter Hund“. In Kindertagen spielte er zusammen mit den Nachbarskindern in der Kortemicke in Olpe „Olympiade“ – auch wenn es zur Teilnahme an Olympischen Spielen nicht reichte, so sammelte er doch einige Erfolge auf nationaler Ebene. 1955/1956 begann seine sportliche Laufbahn beim TV Olpe, erste Erfolge erwarb er sich bei den Kreismeisterschaften auf verschiedenen Laufstrecken von 110 Meter Hürden bis 5000 Meter. Nur vier Jahre später stand er schon bei Deutschen Meisterschaften über 3000 Meter Hindernis am Start. Ein besonderes Highlight seiner jungen Karriere waren die inoffiziellen Cross-Europameisterschaften in Brüssel im Jahr 1962. Vor etwa 100.000 Zuschauern und unter den Augen des belgischen Königshauses belegte Schleime unter den 3000 Teilnehmern Platz 54.

Training bei Sportfreunde Siegen
unter Bundestrainer Paul Schmidt

Diese Leistungen kamen nicht von ungefähr, denn neben dem ohnehin schon körperlich aktiven Job als Briefträger trainierte der ehrgeizige Läufer bis zu zwei Mal täglich. Zwei Jahre später wechselte er zu den damals sehr erfolgreichen Leichtathleten der Sportfreunde Siegen, bei denen er unter dem ehemaligen Bundestrainer Paul Schmidt (von 1965 bis 1996), Olympiavierter über 800 Meter in Rom 1960, der über viele Jahre in Siegen-Niederschelden lebte, viel trainieren und lernen konnte. „Da habe ich zeitweilig dreimal am Tag trainiert, wobei mein Job als Briefzusteller die mittlere der drei Trainingseinheiten war“, blickte „Manni“ vor ein paar Jahren zurück auf die Zeit in Siegen. Das Schnelligkeitstraining hat ihn über 1500 Meter zu einer Bestzeit von 3:52 Minuten geführt – und das auf einer Aschenbahn! Schleime sammelte in dieser Zeit über die Mittelstrecken und im Crosslauf zahlreiche Podestplätze auf Westfalenebene.

Mit 40 Jahren Seniorenweltmeister
über 1500 Meter in Hannover

Nach einer Pause vom leistungsorientierten Ausdauersport schloss er sich 1974 der Läufergruppe aus Wenden an, wo er als aktiver Läufer und Trainer wirkte. Im Jahr 1979 kam mit einem erneuten Wechsel zurück nach Olpe (die Trainingsbedingungen auf der neuen Kunststoffbahn waren sehr verlockend) der größte Erfolg seiner Karriere. Bei den Senioren-Weltmeisterschaften in Hannover wurde Manfred Schleime in der Altersklasse M40 in einer Zeit von 4:00,8 Minuten Weltmeister über 1500 Meter.  Auf diesen Erfolg war Manfred Schleime besonders stolz: „Ich habe lange nachgeforscht, ich bin der erste Deutsche, der Weltmeister über die 1500 Meter geworden ist.“

Läufernachwuchs lag
ihm sehr am Herzen

Im Jahr 1981 wechselte er zurück zur SG Wenden, wo er dann eine sportliche Heimat fand. Auch wenn er nun aus gesundheitlichen Gründen schon nicht mehr selbst läuferisch aktiv war, so war „Manni“ in der Leichtathletik-Szene stets präsent. Mit Paul Schuchert (langjähriger 1. Vorsitzender der SG Wenden) und Peter Siebel (ehemaliger Trainer, auch von Manfred Schleime) traf man sich zum Dienstags-Training auf dem Gerlinger Sportplatz, um das Training der nächsten Generation zu beobachten oder hilfreiche Tipps weiterzugeben. Nicht selten feuerte „Manni“ vom Rand aus an oder baute die jungen Sportler nach einem eher missglückten Lauf moralisch wieder auf. Jemandem mit der Erfahrung eines „Manni“ Schleime glaubt ein junger Athlet gerne die wohlgemeinten Ratschläge! Bei Veranstaltungen wie dem Südsauerlandlauf, Kreismeisterschaften aller Art und Wettkämpfen auf überregionaler Ebene war er ein gern und häufig gesehener Gast, der mit großem Einsatz und Begeisterung für „seine“ Athleten eintrat.

Zaungast beim
wöchentlichen Training

Auch als er in den letzten Jahren durch seine Parkinson-Erkrankung immer mehr eingeschränkt war, ließ er als Zaungast kaum ein Training aus: Mit Walking-Stöcken, denn er wollte so lang wie möglich fit bleiben, stand er beim Wintertraining in den Straßen Schönaus und fachsimpelte mit den beiden Trainern Egon Bröcher und Laura Jacob über den Laufsport. Seine letzten Wochen verbrachte er nun im Krankenhaus. Die heimische Leichtathletik trauert um einen langjährigen und sympathischen Lauffreund.

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