Johanna Pulte spurtet zum nächsten DM-Titel

Daumen hoch: Johanna Pulte von der SG Wenden zeigte bei den Deutschen Langstrecken-Meisterschaften in Mainz im 5000-Meter-Lauf der Weiblichen Jugend U20 mit einem fulminanten Endspurt der Konkurrenz die Hacken und lief in starken 16:29,89 Minuten über die Ziellinie.

Mainz. Johanna Pulte von der SG Wenden hat der nationalen Konkurrenz wieder einmal die Hacken gezeigt. Die 18-Jährige stürmte bei den Deutschen Langstrecken-Meisterschaften in Mainz über 5000 Meter der U20 mit einem beherzten Schlussspurt in der phantastischen Zeit von 16:29,89 Minuten zum Sieg. Für die Olperin war es nach dem Gewinn der Deutschen U18-Jugendmeisterschaft über 3.000 Meter im vergangenen September in Heilbronn bereits der zweite Deutsche Meistertitel.

Endspurt wieder 250 Meter vor dem Ziel

Wie schon im vergangenen Herbst, als Johanna Pulte im DM-Rennen über 3000 Meter mit einem starken Finish auf den letzten 250 Metern ihre größte Konkurrentin Jule Behrens (Königsteiner LV) in Schach halten und überraschend zum Titel rannte, so konnte sich das größte heimische Lauftalent auch diesmal auf seine enormen Spurtfähigkeiten verlassen. War es bei ihrem Sturmlauf im Herbst 2020 am Ende noch eine richtig enge Kiste, so hatten die Konkurrentinnen diesmal auf der Schlussrunde nicht mehr den Hauch einer Chance. Mit dem Gefühl des sicheren Sieges hatte die sonst sehr introvertierte Läuferin auf der Zielgeraden sogar schon ein kleines Lächeln im Gesicht. Im Zielraum konnte sie dann ungläubig ihr Glück nicht fassen, ging lächelnd auf und ab – scheinbar mühelos hatte sie den DM-Sieg geholt, während ihre Mitstreiterinnen total fix und fertig auf der Tartanbahn lagen und nach Atem und Kräften rangen.

Bröcher: „Der Rennenverlauf hat Johanna in die Karten gespielt.“

„Das Anfangstempo war eher langsam. Alle haben abgewartet, der Rennverlauf war genau nach unserem Geschmack und hat Johanna in die Karten gespielt“, freute sich Heimtrainer Egon Bröcher. Der hatte ihr die Marschroute mitgegeben, auf den ersten Kilometern im Feld „mitzuschwimmen“ und abzuwarten. Bröcher kennt seinen Schützling und wusste, wenn sie zum Schluss noch dran ist und nicht abreißen lassen muss, dann hat sie gute Chancen ganz vorne mitzurennen – vielleicht sogar um einen Treppchenplatz zu kämpfen.

Rennen wurde gegen Ende immer schneller

Die ersten 1.000 Meter in 3:25 Minuten, dann den nächsten nur drei Sekunden schneller, der nächste Tausender in 3:19, die 3.000-Meter-Marke in 10:05 Minuten, danach wieder ein Tausender in 3:19 Minuten – gleichmäßig wurde das Rennen etwas schneller. Johanna Pulte in den ersten Runden an vierter Stelle, ab Kilometer 2 an Position drei, ab Kilometer drei in Lauerstellung auf Rang zwei. Zwei Runden vor Schluss war dann nur noch eine Fünfergruppe zusammen, wie an einer Perlenschnur aufgereiht folgten die Konkurrentinnen der lange Zeit Führenden, Emma Heckel (LG Telis Finanz Regensburg). Als die Schlussglocke die U20-Läuferinnen auf die letzte Runde schickte, war der Fünfer-Zug dicht beisammen: Welche der fünf Läuferinnen würde bei den Treppchenplätzen leer ausgehen? Wer würde die in Reichweite liegende Norm für die Europameisterschaften in Tallinn/Estland knacken?

Johanna Pulte mit Schlussrunde in 68 (!) Sekunden

Johanna Pulte lag auf dem Sprung an Rang zwei und wie schon im Herbst 2020 bei ihrem DM-Titel über 3.000 Meter zündete sie 250 Meter vor dem Ziel ihren Turbo. Schon nach 50 Metern war klar, dieser Attacke konnte keine Kontrahentin Paroli bieten. Johanna Pulte, die durch ihre guten Unterdistanzleistungen eine hohe Endgeschwindigkeit laufen kann kam letztlich mit deutlichem Vorsprung ins Ziel. Die 400-Meter-Schlussrunde hatte sie in 68 (!) Sekunden heruntergespurtet. Auf Platz zwei folgte Emma Heckel (16:31,45 min.), lediglich Dritte wurde Pultes zuletzt härteste Gegnerin, Jule Behrens (Königsteiner LV/16:32,74 min.). Vor einem Jahr war Behrens in Sindelfingen Deutsche Crosslauf-Meisterin der U18 geworden, mit fast 20 Sekunden Vorsprung vor Pulte, die auf dem Silberrang überraschte.

Bundestrainer gab für EM grünes Licht

Nur wenige Augenblicke nach ihrem Sieg im Mainzer Otto-Schott-Sportzentrum hockte das Lauf-Ass der SG Wenden vor der Zeitanzeige, auf der in großen Zahlen ihre Endzeit von 16:29,89 Minuten stand. Deutlich hatte die Olperin die geforderte U20-EM-Norm von 16:45 Minuten unterboten. Ganze vier Sekunden fehlten zur Norm für die U20-Weltmeisterschaften am 17. August in Nairobi. Das Ticket für die EM in Estland (15./16. Juli) hat sie schon so gut wie in der Tasche. Bundestrainer Andreas Michalek signalisierte bereits: „Sie wird bei der EM in Tallinn dabei sein.“

Neuer 5.000 Meter Kreisrekord in der U20

Die 5.000-Meter-Siegerzeit von Johanna Pulte bedeutete natürlich eine neue persönliche Bestzeit, dazu eine neue U20-Bestleistung für den Kreis Olpe. Die bisherige Bestmarke von 16:53,2 Minuten hatte ihre Vereinskollegin Verena Dreier 2011 im Betzdorfer Molzbergstadion aufgestellt. Am U20-Westfalenrekord von Linn Kleine (LG Olympia Dortmund/16:27,86 min./2019) war sie um Haaresbreite vorbeigeschrammt. Doch Johanna Pulte hat ja noch Zeit, gehört sie in der U20 noch zum jüngeren Jahrgang und hat somit im nächsten Jahr die Chance, sich auch diese historische Bestmarke zu schnappen.

Vorbereitung lief nicht nach Plan

„Sie ist ein richtig starkes und wieder mutiges Rennen gelaufen“, lobte ein freudestrahlender Trainer Egon Bröcher. Dabei waren die vergangenen Monate in der Vorbereitung alles andere als optimal gelaufen. Im Januar musste Johanna Pulte aufgrund von Rückenproblemen ein paar Wochen kürzer treten, wieder im Training tauchten dann Beschwerden im Hüftbereich auf, ein Mal musste sie ihr Bahn-Training sogar aufgrund von Schmerzen ganz abbrechen. Bröcher: „Wir haben dann versucht, vieles mit Alternativtraining zu kompensieren.“ Aber in Zeiten von Corona mit geschlossenen Hallenbädern war dann auch ein gelenkschonendes Aqua-Jogging unmöglich. Trainer Egon Bröcher: „Ich wollte nichts riskieren. Wir haben dann eine Woche vor der DM einen Trainingstest angesetzt. Nur wenn Johanna das Programm von 3 mal 1.000 Meter schmerzfrei absolvieren kann, nur dann würden wir zur DM fahren.“ Sie lief die Abschnitte in 3:14, 3:14 und 3:09 Minuten, hatte keine Beschwerden und war zudem nicht überanstrengt. Jetzt stand fest: Dem Start in Mainz stand nichts mehr im Wege – genau die richtige Entscheidung wie sich herausstellen sollte.

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