Siegen. Es war ein buchstäblich ein „heißer Ritt“ über die sieben Berge von Siegen für die rund 1000 Teilnehmer bei Seven Summits Siegen 2024. Hochsommerliche Temperaturen brachten Läufer und Wanderer an ihre Grenzen. Zum großen Glück kamen – bis auf wenige kreislaufbedingte Notfälle – fast alle müde aber wohlbehalten im Ziel am DAV-Kletterzentrum an. Erstmals war der Marathon mit im Programm. Bei der Premiere gab es gleich zwei Überraschungssieger.
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Seven Summits Siegen: Hitze und Höhenmeter bei Gipfeltour
Am Nachmittag kletterten die Temperaturen über 30 Grad – im Schatten. In der Sonne war es wohl noch deutlich heißer. Bestes Wetter also, um es sich im Freibad oder im Garten mit einem Kaltgetränk gemütlich zu machen. Für die rund 1000 Teilnehmer bei der vierten Auflage des Lauf- und Wanderevents „Seven Summits Siegen“ über die sieben Berge der Stadt war das hochsommerliche Wetter jedoch eine große Herausforderung. Ob austrainierte Langstreckenläufer, ambitionierte Megamarschstarter oder fitte Wanderer – bei diesen Bedingungen kamen sie alle an ihre Grenzen. Und so waren sie am Ende des „Sommerhighlights der Stadt Siegen“ alle echte Helden: Die Läuferinnen und Läufer sowie die vielen Wanderer und Wanderinnen, die bei der Mittagshitze die überaus schweren 25 Kilometer mit fast 800 Höhenmetern, oder die Marathonstrecke über 1080 Höhenmeter und vor allem die Megamarschstrecke von 50 Kilometern mit 1200 Höhenmetern gemeistert hatten.
„Kühle“ 18 Grad um 8 Uhr am Morgen beim Start
Nach dem Start bei 18 Grad am frühen Morgen am :anlauf-Büro am Bahnhof Eintracht und dem „heißen Ritt“ über Siegens Berge kamen sie müde und kaputt, aber die allermeisten auch sichtlich glücklich im Ziel am DAV-Kletterzentrum am Effertsufer an. Seven Summits Siegen war für viele eine echte körperliche Herausforderung, für manche gar eine Grenzerfahrung. „Boah, war das anstrengend, aber auch ein wunderschönes Event. Vielen Dank an die Organisatoren“, so lautete dann auch das Fazit der meisten Teilnehmer. Trotz der Anstrengung schenkten im Ziel fast alle dem Fotografen sogar noch ein Lächeln oder jubelten in die Kamera.
Trotz schwerer Bedingungen – Teilnehmer lobten Organisation
Dass es wieder ein gelungenes Lauf- und Wandererlebnis über die sieben Gipfel der Stadt mit Fischbacherberg, Wellersberg, Giersberg, Lindenberg, Siegberg, Häusling und Rosterberg wurde, das ist auch den vielen fleißigen Helferinnen und Helfern zu verdanken, die an vielen Streckenpunkten und auf den Bergspitzen über Stunden hinweg in sengender Sonne den Gipfelstürmern den Weg zeigten und die durstigen Sportler mit Wasser versorgten. Auch etliche Anwohner an der Strecke sorgten für Abkühlung, selbst Kinder standen im Wald und reichten Wasser an. Ob am Hotel Bürger, am Giersberg oder am Agnesenhof – an vielen Verpflegungsstationen gab es Erfrischung und aufmunternde Worte für die nächsten schweren Kilometer. Für viel Begeisterung sorgte erneut der Stimmungspunkt auf der Martinshardt vom Hauptsponsor The SUMMIT – hier wurden die Teilnehmer mit Partystimmung empfangen und mit einem Extrakick Motivation auf die letzten Kilometer geschickt. Im Ziel lautete das Fazit von fast allen Teilnehmern zur vierten Auflage des sportlichen Sommerhighlights „Seven Summits Siegen“, das wieder in Kooperation von :anlauf Siegen und dem Deutschen Alpenverein (DAV) organisiert wurde: „Eine tolle Veranstaltung, gut markiert, genügend Wasser auf der Strecke, hat trotz der schweren Bergen und Hitze viel Spaß gemacht. Ganz klar, im nächsten Jahr gerne wieder.“
„Zu heiß gibt es für mich eigentlich gar nicht.“
Luisa Schönbrunn-Pulverich, Siegerin auf der Marathonstrecke
Luisa Schönbrunn-Pulverich überrascht als Marathonsiegerin
Auch wenn es bei dem Event nicht um Bestzeiten und Rekorde ging, für den ein oder anderen war Seven Summits Siegen eine durchaus sportliche Herausforderung. Wie schon im Vorjahr war Jonas Dicke der schnellste Wanderer auf der 50 Kilometer langen Strecke. Der Fußballer aus Plittershagen erreichte das Ziel am DAV-Kletterzentrum nach 6:47:29 Stunden. Sein Fazit: „Es war noch heißer als im Vorjahr, aber wieder wunderschön auf der Strecke.“ Mit der Hitze hatte die Überraschungssiegerin im Marathonlauf offensichtlich keinerlei Probleme. Ohne eine Schweißperle im Gesicht erklärte Luisa Schönbrunn-Pulverich: „Zu heiß gibt es für mich eigentlich gar nicht.“ Für die Burbacherin war es erst der zweite Wettkampf ihrer Karriere und der erste Marathon. „Ich mache normalerweise keine Wettkämpfe, aber ich laufe halt sehr gerne“, erklärte die 29-Jährige. Sie bewältigte die schwere 42 Kilometer lange Strecke – obwohl sie mehrfach nach dem Weg gesucht, zweimal falsch abgebogen war und einen Sturz hingelegt hatte – in einer beachtlichen Zeit: „Ich habe meine Nettozeit gestoppt, die ist 3:58:45 Stunden.“
Duo aus Belgien – auch eine Weltrekordlerin war am Start
Auf Platz zwei in einer Nettozeit von 4:10:12 Stunden lag die Belgierin Aurillac Boury. Sie war extra mit ihrem Freund Tim Vromann aus Gent zum Start bei Seven Summits Siegen angereist. Vromann, ein Läufer mit einer Bestzeit von 2:26:00 Std. (Barcelona 2024), hatte nach dem gemeinsamen Start lange Zeit die Tempoarbeit für seine Lebensgefährtin übernommen und erst später „die Flucht nach vorn“ angetreten und sich deshalb mit einer Zeit von 3:35:35 Std. und dem 7. Platz im Gesamteinlauf begnügt. Mit im Teilnehmerfeld auf der schweren Marathonstrecke war auch eine Weltrekordlerin. Birgit Lennartz vom LLG St. Augustin, bundesweit vielfache Siegerin bei rund 70 Marathonläufen mit einer persönlichen Bestzeit von 2:38:15, hatte am 28. April 1990 in Hanau einen Weltrekord im 100-Kilometer-Lauf in 7:18:57 Stunden aufgestellt. Die mittlerweile 58-jährige Seniorenläuferin absolvierte den Marathon bei Seven Summits Siegen in 5 Stunden und 30 Sekunden und war damit die insgesamt siebtschnellste Frau im Teilnehmerfeld.
Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Dallmann und Dally
War der Sieg bei den Frauen eine klare Sache, so wurde der Marathon bei den Männern zu einem heißen vereinsinternen Duell zweier Läufer des TuS Deuz. Eigentlich stand für den Sieg bei der Marathon-Premiere der Berglaufspezialist Tim Dally ganz oben als klarer Favorit auf dem Zettel – doch es sollte anders kommen. Nachdem sich Anno Dallmann und Tim Dally über die ersten 30 Kilometer und fünf Berge ein Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert hatten, wurde der Häusling zum „Gamechanger“. „Ich hatte gemerkt, dass ich weglaufen konnte und das letzte Stück ist ja dann ohnehin auf meiner Hausstrecke“, erklärte Dallmann, der Dally daraufhin abhängte und auf den letzten zwölf Kilometern seinen Vorsprung bis ins Ziel auf mehr als sechs Minuten ausbaute und abzüglich der 5 Minuten Wartezeiten an Ampeln (die jedem Läufer gutgeschrieben wurden) nach 3:09:06 Stunden (Nettozeit) von Zeitnehmer Martin Stinner erfasst wurde. „Mit war es heute einfach viel zu heiß. Meinetwegen hätten es durchaus 10 Grad weniger sein können“, gab der Zweitplatzierte Tim Dally zu Protokoll. Dahinter folgten auf den weiteren Plätzen Oliver Besold (Team Besold/3:24:00 Std.), Markus Mockenhaupt (SG Wenden/3:31:09 Std.), Daniel Sauer (TuS Deuz/3:32:17 Std.) sowie Alex Schmidt (TV Krombach/3:34:19 Std.).
Sabrina Franz 3 Minuten schneller als im Vorjahr
Die Schnellsten auf der 25-Kilometer-Strecke bei den Männern waren Florian Hoffmann (2:10:32 Std.), Jannik Farnschläder von der DJK Mudersbach (2:10:48 Std.) und David Schneider vom LT Ennert (2:11:19 Std.) und bei den Frauen siegte Sabrina Franz in 2:24:12 Std. Die Langstrecklerin des TuS Müsen, die in den vergangenen Wochen von Verletzungssorgen geplagt wurde, freute sich im Zieleinlauf: „Klasse, ich war sogar drei Minuten schneller als im Vorjahr.“
Claus Martel aus Huntsville/Alabama mit der weitesten Anreise
Aus ganz Deutschland waren sie wieder angereist, um bei diesem Event mit besonderem Flair dabeizusein. Wie die gebürtige Japanerin Mifumi Kawabe aus Bochum mit ihrem Mann Werner, die durch den Kontakt über Katja Nix vom Stadtmarketing Siegen den Weg zu Seven Summits Siegen gefunden hatten. Die weiteste Anreise, die hatte in diesem Jahr der 68-jährige Claus Martel aus Huntsville im US-Bundesstaat Alabama, Cousin von Seven-Summits-Ideengeber Henry Niemeyer vom Deutschen Alpenverein. Martel, dessen Vorfahren aus Siegen stammen, war nach 20 Jahren nochmal zu Besuch in der Krönchenstadt. „Das war toll, sehr gut organisiert. So habe ich Siegen nicht nur ein wenig gesehen, sondern richtig erlebt“, sagte er im Interview.
„Wir hatten ja schon vorher gewarnt,
Organisator Martin Hoffmann
dass das hier kein Sonntagsspaziergang ist.
Die Teilnehmer waren aber sehr vernünftig
und deshalb zolle ich allen großen Respekt,
die bei dieser Hitze im Sinne der eigenen Gesundheit
und im Sinne der gesamten Veranstaltung
vorzeitig aufgehört haben. Die meisten waren vernünftig!“
Am Ende des Großevents machte dann auch Organisator Martin Hoffmann, seit Jahren auch zuständig für den in diesem Jahr leider abgesagten Westerwälder Firmenlauf in Betzdorf, drei Kreuze: „Ich hatte jeden Tag die Wettervorhersagen im Blick. Ich bin schon ganz schön nervös geworden als Temperaturen von 30 Grad angekündigt wurden und dann auch die Warnung vor einem Gewitter kam. Wir haben kurzfristig noch zusätzliche Verpflegungsstellen eingerichtet und noch einige hundert Liter Wasser nachgekauft.“ Dass einige bei der sportlichen Stadtbesichtigung nicht bis ins Ziel gekommen sind und die Abbrecherquote recht hoch war, wertete Hoffmann als gutes Zeichen: „Wir hatten ja schon vorher gewarnt, dass das hier kein Sonntagsspaziergang ist. Die Teilnehmer waren aber sehr vernünftig und deshalb zolle ich allen großen Respekt, die bei dieser Hitze im Sinne der eigenen Gesundheit und im Sinne der gesamten Veranstaltung vorzeitig aufgehört haben. Die meisten waren vernünftig und wir hatten nur zwei, drei kreislaufbedingte Zwischenfälle.“
„Wir vom Organisationsteam sind glücklich,
Organisator Martin Hoffmann
dass der Tag ohne größere Zwischenfälle verlaufen ist.“
Organisator Hoffmann, der das Event zum letzten Mal organisierte zog ein positives Fazit: „Wir vom Organisationsteam sind glücklich, dass der Tag ohne größere Zwischenfälle verlaufen ist. Besonders freuen wir uns über die vielen begeisterten Rückmeldungen.
Gemeinsam mit 1.000 Starterinnen und Startern haben wir auch in diesem Jahr Seven Summits Siegen zum sportlichen Sommerhighlight gemacht. Der Lauf durch die Stadt Siegen hat eben ein besonderes Flair. Vielen Dank und herzlichen Glückwunsch an alle, die am Samstag dabei waren!“
Läuferweisheit: „Der Schmerz geht, aber der Stolz bliebt!“
Als das Gewitter nach 21 Uhr im Anmarsch war, hatten alle Teilnehmer dank der umsichtigen Organisation mit einem verkürzten Zeitplan das Ziel bereits erreicht und die Abbauarbeiten konnten beginnen. Und so gilt für viele der Teilnehmer am Tag nach dem Event mit reichlich Muskelkater das schon legendäre Sportlermantra: „Der Schmerz geht, aber der Stolz bliebt!“
Strahlende Gesichter im Ziel am DAV-Kletterzentrum
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Ergebnisse 4. Seven Summits Siegen
25 Kilometer Laufen (800 Höhenmeter)
Männer
Hauptklasse: 1. David Schneider (LT Ennert) 2:11:19 Std. – M30: 1. Jannik Farnschläder (DJK Mudersbach) 2:10:48 – M35: 1. Florian Hoffmann 2:10:32 – M40: 1. Martin Schlabach 2:19:15 – M45: 1. Björn Münker (TV Krombach) 2:16:47 – M50: 1. Christof Werner (TSG Helberhausen) 2:26:32 – M55: 1. Udo Menn (TSG Helberhausen) 2:24:51 – M60: 1. Wolfgang Hilleke 2:39:57 – M65: 1. Uli Vitt (TuS Deuz) 2:30:16 – M70: 1. Bernd Loock (Skifreunde Hüttental) 3:17:07.
Frauen
Hauptklasse: 1. Sophie Lacher 2:31:10 – W30: 1. Sabrina Franz (TuS Müsen) 2:24:12 – W35: 1. Joana Waffenschmidt (Run Squad CGN) 2:46:21 – W40: 1. Jasmin König (LT Roßbachtal/LFL) 2:41:55 – W45: 1. Petra Henkel (TuS Deuz) 2:27:14 – W50: 1. Ramona Wied (CVJM Siegen) 2:38:05 – W55: 1. Sabine Hoffmann (ASC Weißbachtal) 2:51:46 – W60: 1. Sabine Fischer (ASC Dillenburg) 3:08:59 – W65: 1. Conny Wagener (LC Diabü Eschenburg) 2:40:33 – W80: 1. Ingrid Seidel (Friedenshort) 4:43:42.
Marathon (1080 Höhenmeter)
Männer
Hauptklasse: 1. Tim Seidel (Fortuna Freudenberg) 4:38:30 Std. – M30: 1. Tim Vromann (Gent/Belgien) 3:35:35 – M35: 1. Anno Dallmann (TuS Deuz) 3:09:06 – M40: 1. Oliver Besold (Team Besold) 3:24:00 – M45: 1. Daniel Blumentrath (BRC Bonn) 3:43:44 – M50: 1. Thorsten Schmidt (TuS Erndtebrück) 5:19:19 – M55: 1. Rüdiger Stahl (ASC Weißbachtal) 4:34:22 – M60: 1. Jochen Konradt (Alte Liebe) 4:46:13 – M65: 1. Wolfgang Bernath (Marathon4You) 5:27:25.
Frauen
Hauptklasse: 1. Luisa Schönbrunn-Pulverich (Burbach) 3:58:07 – W30: 1. Lisa Bäker (LG Halver/Schalksmühle) 4:40:50 – W35: 1. Vanessa Kaufmannn (Laufen gegen Leiden) 5:12:49 – W40: 1. Annemarie Hübers 5:13:23 – W45: Ingrid Fuchs (TV Langenholdinghausen) 5:26:55 – W55: Birgit Lennartz (LLG St. Augustin) 5:00:20.
Hinweis: Die STRAVA-Challenge ist noch nicht ausgewertet! Folgt – HIER
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