Fast 45-jährige „Mocki“ setzt auf Kondition statt Carbon

Sabrina Mockenhaupt-Gregor (LAV Stadtwerke Tübingen) ist wieder verletzungsfrei und hat auch als „Freizeitläuferin“ große Freude am Laufen. Die fast 45-Jährige lief über die Halbmarathonstrecke im Rahmen des Köln-Marathon in 1:17:25 Std. als Fünftplatzierte ins Ziel und war damit auch die Schnellste ohne die leistungssteigernden Carbon-Schuhe. ©Archivfoto: Frank Steinseifer

KÖLN. Regen, nasse Straßen und dazu noch etwas Wind – die Bedingungen beim Köln-Marathon für die insgesamt 37.053 gemeldeten Läuferinnen und Läufern (die größte Teilnehmerzahl seit der Premiere 1997) waren nicht optimal. Doch die (Karnevals-)Stimmung in der Millionenmetropole am Rhein hat die äußeren Bedingungen wieder einmal wett gemacht und so sind viele dann doch persönliche Rekorde gelaufen. Nach dem Berlin-Marathon vor einer Woche gingen auch diesmal zahlreiche heimische Läufer an den Start in der Domstadt.

Kenianer Barnaba Kipkoech siegt in 2:06:54 Stunden

Im Marathonlauf stellte der Kenianer Barnaba Kipkoech mit 2:06:54 Stunden einen neuen Streckenrekord. Auch im Halbmarathon mit mehr als 18.000 Startern lief Esther Pfeiffer (Düsseldorf Athletics) in 1:07:28 Std. eine neue Streckenbestzeit. Die bisherige Streckenrekordlerin Sabrina Mockenhaupt-Gregor, die vor 17 Jahren mit 1:08:51 Std. die Bestmarke in Köln gesetzt hatte, war eine der ersten Gratulanten. 

„Mocki“ wieder verletzungsfrei mit Spaß am Laufen

Beim 51. Berlin-Marathon vor gut einer Woche war Sabrina Mockenhaupt-Gregor am Mikrofon bei RTL noch als Fachfrau in Sachen Laufsport gefragt. Am vergangenen Wochenende zeigte die 45-fache Deutsche Meisterin bei der 26. Auflage des Köln Marathon, dass sie auch nach dem Ende ihrer Profikarriere als „Freizeitläuferin“ noch immer gut mithalten kann. Einen kompletten Marathon den wollte „Mocki“, die am 6. Dezember bereits 45 Jahre alt wird, ihrem nach fast zwei Jahrzehnten Hochleistungssport beanspruchten Körper nicht mehr zumuten – doch für einen Halbmarathon würde sich die gebürtige Wilgersdorferin sicher wieder in Form bringen können. „Nachdem ich wieder verletzungsfrei trainieren kann, macht mir das Laufen wieder richtig Spaß“, erklärte Deutschlands Laufqueen schon vor etlichen Monaten im Interview.

„Mocki“ auch mit fast 45 Jahren noch flott unterwegs

14 Wochen lang, mit bis zu sechs Einheiten und 100 Kilometern pro Woche, hatte sie sich dann auf die Halbmarathondistanz im Rahmen des Köln-Marathon vorbereitet. Warum Köln? Zum einen ist Köln ihre erklärte Lieblingsstadt, zudem war sie von 2006 bis 2011 beim Kölner Verein für Marathon unter Vertrag und lief in Köln 2006 ihr Halbmarathon-Debüt und 2007 ihre Marathon-Premiere. Der Halbmarathon war für sie so etwas wie die Rückkehr in „ihr“ Wohnzimmer. Außerdem wollte „Mocki“ zeigen, dass man auch mit Schuhen ihrer neuen Sponsormarke „True Motion“, die komplett auf die nachweislich leistungssteigernde Carbon-Technik (die Leistungssteigerung beträgt rund 1 bis 4 %) zugunsten der Laufgesundheit (die Verletzungsgefahr ist bei Laufschuhen mit Carbonplatte höher als bei konventionellen Schuhen) verzichten, richtig schnell laufen kann. Trotz Regen, kühler Temperaturen und etwas Wind – der Lauf wurde für „Mocki“, die seit gut einem Jahr für die LAV Stadtwerke Tübingen startet, ein gelungenes Comeback im Seniorenbereich.

„Mocki“ schnellste Läuferin ohne Carbon

Vor dem Start wünschte „Mocki“ der Favoritin Ester Pfeiffer (Düsseldorf Athletics) noch viel Erfolg mit den Worten „das ist heute dein Wetter!“, weil sie selbst vor 17 Jahren den Streckenrekord von 1:08:51 Stunden bei ähnlichen Bedingungen gelaufen war. Sabrina Mockenhaupt-Gregor fehlte nach dem Start des 20.000 Teilnehmer zählenden Feldes zunächst die Tempoorientierung da ihr GPS nicht richtig funktionierte. Doch mit Laufguide und „Bremser“ Pascal Friedhoff (TVE Netphen) an ihrer Seite fand sie das richtige Tempo und nach 1:17:25 Std. lief sie als Gesamtfünfte mit weit ausgebreiteten Armen jubelnd ins Ziel am Dom. „Ich hatte mir 1:20 zum Ziel gesetzt und mit einer Zeit von unter 1:19 geliebäugelt, dass es jetzt sogar deutlich unter 1:18 Stunden geworden ist, darüber bin ich mega happy“, erklärte „Mocki“ und ergänzte lachend, „und das mit Kondition statt Carbon“. Ehrliche Freude teilte sie auch mit der Siegerin Esther Pfeiffer: „Ich freue mich total, dass ich ihr heute zum Streckenrekord gratulieren konnte.“ Pfeiffer hatte ihr in 1:07:28 Std. die Streckenbestzeit abgeknöpft.

Markus Mockenhaupt überrascht mit 1:11:52 Stunden

Markus Mockenhaupt (SG Wenden) lief den Halbmarathon in starken 1:11:52 Std. (2. M45) und kam damit bis auf 11 Sekunden an seine persönlich Bestzeit heran, die er vor 13 Jahren aufgestellt hat. ©Archivfoto: Frank Steinseifer

Auch für ihren Zwillingsbruder Markus von der SG Wenden war der Halbmarathon in Köln ein ganz besonderes Rennen. Für die 21,1 Kilometer bis zum Dom benötigte er 1:11:52 Std. (2. M45) – übrigens in schnellen Carbon-Schuhen – und kam damit bis auf 11 Sekunden an seine persönlich Bestzeit heran, die er vor 13 Jahren aufgestellt hat. Überglücklich im Ziel übermannten ihn die Emotionen und er konnte sich die Tränen nicht mehr verkneifen und lag sich mit seiner Zwillingsschwester Sabrina in den Armen. Für beide war der Halbmarathon in Köln ein erfolgreiches Rennen. Markus Mockenhaupt lief in Köln nochmal deutlich schneller als bei seinem Halbmarathon in Frankfurt am 16. März (1:13:42 Std.) und schiebt sich nun in der aktuellen Deutschen Bestenliste in der AK M45 auf den zweiten Rang hinter dem Sieger von Köln, dem ein Jahr älteren Maciek Miereczko (LG Donatus Erftstadt/1:08:09 Std.). Für den Wilgersdorfer war der Halbmarathon in Köln auch eine Vorbereitung auf den nächsten Höhepunkt, den Mainova Marathon Frankfurt am 26. Oktober.

Judith Hacker mit Bestzeit in 1:20:25 Std.

Judith Hacker (SG Wenden) lief den Halbmarathon in Köln in neuer persönlicher Bestzeit von 1:20:25 Std. ©Archivfoto: Frank Steinseifer

Neue persönliche Bestzeiten liefen in Köln auch seine Vereinskolleginnen Judith Hacker (4. W30/1:20:25 Std.) und Stefanie Osthoff, geb. Bröcher (3. W35/1:24:18 Std.) – und ihr Bruder Thomas Bröcher stellte im Marathon mit 2:56:30 Std. (28. M40) einen neuen Rekord für die Läuferfamilie Bröcher auf.

Ex-Sportfreunde-Trainer Dapprich finisht trotz Krämpfen

Auch Ex-Sportfreunde-Trainer Dominik Dapprich konnte sich im Ziel in 4:11:41 Std. über seine gelungene Marathon-Premiere freuen. „Bis Kilometer 30 hat sich alles gut angefühlt, ich war für unter 4:00 Stunden unterwegs, es hat Spaß gemacht und es war eine coole Atmosphäre. Danach wurden meine Beine etwas schwer und bei Kilometer 38 hatte ich Krämpfe, sonst wären noch ein paar Minuten drin gewesen. Auch wenn’s zum Schluss etwas weh tat, ich habe meinen ersten Marathon geschafft und ich bin einem zweiten nicht ganz abgeneigt.“

Auszug aus der Ergebnisliste von Köln:

Marathon

Männer: Martin Schulze (Wilnsdorf) 3:05:00 (64. M40); Marcel Bernhardt (TVE Netphen) 3:09:20 (125. M30); Leon Grunenberg (Netphen) 3:20:02 (182. MHK); Jochen Penne (Siegen) 3:27:58 (188. M40); Jonas Neuser (Siegen) 3:41:46 (469. MHK); Florian Marx (Siegen) 3:44:06 (520. MHK); Markus Heidt (Burbach) 3:44:07 (47. M55); Louis Althaus (HXR57 Siegen) 3:50:47; Tobias Röding (Siegen) 3:58:46 (397. M40); Johannes Siegeris (Siegen) 3:59:01 (843. MHK).
Frauen: Vanessa Oster (TuS Deuz) 3:18:22 (22. WHK); Leslie Stoffel (Siegen) 3:20:02 (25. WHK); Stefanie Bieder (Siegen) 3:36:35 (52. W30); Nikola Zeigner (Siegen) 3:41:34 (93. WHK); Anja Schneider-Schaffarczik (ASC Weißbachtal) 3:47:44; Marie Chadt (Siegen) 3:54:24 (167. WHK).

Halbmarathon

Männer: Cedric Elsbach (Crown Town Runners Siegen) 1:21:38; Matthias Nebe (SG Wenden) 1:22:45 (52. M30); Peter Greb (Feuerwehr Bad Laasphe) 1:25:44; Mike Latsch (TVE Netphen) 1:28:45 (34. M45); Sebastian Link (Siegen) 1:33:39 (91. M40); Sebastian Althaus (Freiwillige Feuerwehr Bad Berleburg) 1:34:12 (50. M45); Friedrich Hinderthür (ASC Weißbachtal) 1:35:21 (20. M50); Matthias Rink (SG Wenden) 1:38:08 (142. M40); Lars Klein (Berufsfeuerwehr Siegen) 1:38:38 (81. M45); Daniel Lazar (Siegen) 1:39:54 (162. M40); Felix Schmitt (Netphen) 1:40:23 (349. MHK); Simon Wagener (TVE Netphen) 1:42:35 (20. MJU20); Florian Schneider (LG Kindelsberg/Pacer) 1:44:34 (141. M45); Philipp Kneppe (TuS Deuz) 1:46:22 (163. M45); André Albrecht (ASC Weißbachtal) 1:50:23 (122. M55); Philipp König (Siegen) 1:50:46 (760. M30); Rafael Bochenek (Siegen) 1:51:53 (627. M35); Dirk Nitschke (ASC Weißbachtal) 1:53:53 (172. M50); Lukas Demmer (Burbach) 1:56:54 (1026. MHK); Peter Nebeling (Siegen) 1:58:42 (530. M40); Mike Klöckner (Netphen) 1:59:00 (335. M45); Fabian Sauer (Siegen) 1:59:41 (1141. M30); Johannes Judt (Burbach) 1:59:48 (1148. M30).
Frauen: Sabine Hoffmann (ASC Weißbachtal) 1:40:04 (2. W55); Iris Haehner (TuS Deuz) 1:41:21 (77. W30); Natalie Kötting (TuS Deuz) 1:45:09 (63. W30); Carina Hübner (ASC Weißbachtal) 1:45:18 (64. W35); Tina Hebel (ASC Weißbachtal) 1:45:48 (16. W50); Sophia Münzner (ASC Weißbachtal) 1:51:45 (8. WJU18); Annika Seidel (Siegen) 1:53:44 (445. WHK); Christin Czirr (Siegen) 1:54:47 (94. W40); Vanessa Dreier (Siegen) 1:56:29 (368. W30); Andrea Günther (TuS Deuz) 1:58:35 (52. W55); Lisa Merz (ASC Weißbachtal) 1:59:58 (245. W35).

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