
KÖLN. Einmal im Leben einen Marathon laufen, das steht bei vielen sportaffinen Menschen auf der Bucket List. Auch für Ex-Sportfreunde-Trainer Dominik Dapprich, den es der Liebe wegen und aus Liebe zur Stadt vor fünf Jahren endgültig nach Köln gezogen hat. Dort lebt der gebürtige Siegener mit seiner Frau, der gebürtigen Freudenbergerin Franziska Münker und seinem zweijährigen Sohn Levi. Was liegt da näher, als den ersten Marathon seines Lebens direkt vor der Haustür und auf bekannter Trainingsstrecke zu bewältigen. Und so steht der 36-Jährige am Sonntag bei der 26. Auflage des Köln Marathon am Start – bei Deutschlands fünftgrößtem Laufevent, mit insgesamt mehr als 38.000 Läuferinnen und Läufern und allein 12.000 Marathonis.
Dapprich: „Ich will die besondere Atmosphäre genießen“
„Ich will die besondere Atmosphäre genießen und ins Ziel kommen. Natürlich wäre es schön, wenn ich am Ende unter vier Stunden am Dom ankomme, aber wenn es 4:15 Stunden werden und ich mich noch halbwegs wohlfühle, ist das auch okay“, erklärt Dominik Dapprich vor seiner Marathon-Premiere und ergänzt selbstkritisch, „ich bin ja kein typischer Läufer. Mir ist ja klar, dass ich mit 94 Kilo viel zu schwer bin für Spitzenleistungen im Laufbereich.“ Durch sein Sportstudium in Köln sind ihm die wichtigen Parameter eines leistungsorientierten Trainings bestens bekannt. Belastung, Regeneration, Ernährung, Kraft- und Beweglichkeitstraining, Grundlagenausdauer unter Pulskontrolle, Dapprich weiß worauf es ankommt, wenn körperliche Leistungsfähigkeit gefragt ist. Das viel größere Problem sieht der Marathonneuling aber in der Streckenführung. „Zwischen Kilometer 30 und 35 laufe ich an meiner Haustüre vorbei wo die Familie steht. Da ist die Verlockung groß, mich sofort auf’s Sofa zu legen.“
„Runner’s High“ beim Dauerlauf über 19 Kilometer
Auch wenn er der „neuen Liebe“ Laufen noch „einen Kob gibt“, so fühlt er sich dennoch recht gut vorbereitet auf das 42,195 Kilometer lange City-Rennen mit Start am Ottoplatz in Köln-Deutz und Ziel am Dom. Drei Laufeinheiten pro Woche hat er absolviert, immer zwischen 14 und 25 Kilometern, hinzu noch die zwei wichtigen langen Supersauerstoffläufe über 30 Kilometer, die so eine Ahnung entfachen, wie unendlich lang so ein Marathon sein kann. „Am liebsten laufe ich Intervalle, das ist nicht so langweilig. Und bei den langen Dauerläufen höre ich Musik oder Podcasts.“ Dass das Training anschlägt, hat er bereits im August bei Seven Summits Siegen unter Beweis gestellt, als er die anspruchsvollen 25 Kilometer in 2:39:58 Stunden bewältigte. Auch das „Runner’s High“, diesen durch die Ausschüttung von Endorphinen ausgelösten euphorischen Glücksmoment, hat er bereits erlebt. „Ich bin die 19 Kilometer im 5:30er Tempo bei ganz niedrigem Puls gelaufen. Meine Beine waren total locker und ich hatte das Gefühl, in diesem Tempo kann ich ewig weiterlaufen.“ An Tagen, an denen es nicht von alleine läuft, vertraut er auf andere Fähigkeiten. „Ich kann hart gegen mich sein, wenn’s drauf ankommt.“
Auf HYROX hätte er auch mal Bock
Zusätzlich zum Lauftraining hat er Tennis gespielt und sich ein mal pro Woche ein Krafttraining mit HYROX-Übungen auferlegt. „Das ist auch so eine Sportart, auf die ich mal Bock hätte“, erklärt er. Überhaupt ist er in puncto Sport ein wahrer Allrounder. In früheren Jahren erst Tischtennis gespielt, dann Fußball, jetzt Tennis, Laufen, ein wenig Kraftsport und jetzt neu dazu anspruchsvolle Radtouren mit dem „Bio-Bike“. Weil die Leistungen der Radfahrer bei der Tour de France ihn schon ewig fasziniert haben, ist er in diesem Jahr die 19 Kilometer lange schwere Bergetappe zum Col du Tourmalet in den Pyrenäen mit 1.400 Höhenmetern hinaufgestrampelt. „Klingt nach Midlife Crisis eines Mittedreißigjährigen. Stimmt aber nicht. Ich kann nur sagen, es war eine brutale Bergstrecke. Das hat so richtig weh getan. Ich hab 1:45 Stunden gebraucht. Die Besten kommen schon nach 50 Minuten oben an. Ich habe höchsten Respekt vor den Athleten die da in einem irren Tempo hochfahren.“ Auch das Radrennen „Rund um Köln“ über 120 Kilometer im Mai dieses Jahres hat er in 3:48 Stunden erfolgreich gemeistert.
Pokal-Aus gegen Eiserfeld und Niederlage gegen Erndtebrück

Und was macht eigentlich der Fußball, vor allem der Trainerjob? Dazu ein Blick zurück: Dominik Dapprich startete seine Trainerlaufbahn 2015 als 26-Jähriger beim A-Ligisten TuS Alchen, war von 2015 bis 2019 DFB-Stützpunkttrainer, dann bei den Sportfreunden Siegen zunächst Co-Trainer in der Regionalliga und dann von Juli 2017 bis Ende Oktober 2019 Cheftrainer beim Oberligisten. Unter schwierigsten Bedingungen und während eines laufenden Insolvenzverfahrens hatte er ein junges Team erfolgreich an das Liganiveau herangeführt. Doch in der Saison 2019/20 lag der Oberligist am 12. Spieltag nach fünf Niederlagen, vier Unentschieden und nur drei Siegen mit 13 Zählern auf dem 16. Tabellenplatz und damit nur drei Zähler von einem Abstiegsplatz entfernt. Die 0:1-Niederlage im Kreispokal gegen den FC Eiserfeld und danach die 1:2-Derby-Niederlage in der Liga gegen den TuS Erndtebrück besiegelten das endgültige Aus bei den Sportfreunden.
Spagat zwischen Trainerjob, Familienleben und Studium
Zur Saison 2021/22 wechselte Dapprich dann zum damaligen Westfalenligisten FSV Gerlingen, wo er den Abstieg in die Landesliga aber nicht verhindern konnte – das Kapitel bei dem Olper Landesligisten war dann im April 2024 beendet. „Alles was sich in Gerlingen auf dem Platz abgespielt hat, das Training, die Arbeit mit den Spielern, dafür habe ich immer gebrannt. Aber alles neben dem Platz, Kaderplanung, Trikots, bis zu den Bällen, das hat zuletzt nur noch genervt. Zum Schluss habe ich da sportlich nur gegen Windmühlen gekämpft. Die Trainerzeit hat mich am Ende unheimlich viel Kraft gekostet. Die Pendelei über die Autobahn, neben Frau, Kind und Studium, das hätte nicht länger gutgehen können. Deshalb war ich letztlich froh, als es in Gerlingen vorbei war“, so Dapprichs Resümee seiner letzten Trainerstation.
Was ist mit dem Job als Fußball-Trainer?
Die Corona-Pandemie, in der es keine Trainerjobs mehr gab und die Zeit in Gerlingen, haben Dominik Dapprich zum Umdenken bei der Berufsplanung gebracht. Bereits 2022 startete er eine Berufsausbildung zum Polizisten und nach Abschluss seines dualen Studiums arbeitet er nun seit August 2024 bei der Kripo in Köln. Auf die Frage, ob er nochmal ins Trainergeschäft einsteigt, erklärt der A-Schein-Inhaber: „Das ist für mich zur Zeit kein Thema. Ich bin nicht aktiv auf der Suche. Ich genieße die Zeit mit meiner Frau und meinem kleinen Sohn und habe endlich genug Zeit, selbst Sport zu treiben. Ich will aber auch nichts ausschließen. Für Gespräche bin ich immer offen.“ Seine Trainerlizenz, die hat er jedenfalls vorsorglich wieder verlängern lassen.
Immer noch Kontakt zu Ex-Spielern der Sportfreunde
Auch wenn die Trainerkarriere völlig in den Hintergrund getreten ist, Fußball hat im Leben von Dominik Dapprich immer noch einen großen Stellenwert. „Klar, von der Bundesliga bis zur Kreisliga interessieren mich noch alle Spiele. Ich schaue natürlich auch was im Siegerland und Sauerland so abläuft und natürlich verfolge ich auch noch die Sportfreunde.“ Er hält immer noch losen Kontakt zu seinen Ex-Sportfreunde-Spielern Marco Rente (Verteidiger beim FC Groningen), zum Rückkehrer Jan-Luca Rumpf (zuvor SC Paderborn, Fortuna Köln und Alemannia Aachen) und zu Manuel Wolf. Besonders stolz ist Dapprich auf die Entwicklung des aus der Jugend der Sportfreunde Siegen hervorgegangene Mittelfeldspielers Soufiane El-Faouzi, seit Sommer 2025 Profi beim FC Schalke 04. Dapprich: „Er hatte sein Debüt als junger Nachwuchsspieler aus der Jugend bei uns. Er war 16 Jahre alt, als ich ihn das erste Mal eingewechselt habe. Da haben sie mich alle für verrückt erklärt. Tja, wenn man sieht wo er jetzt spielt…!“
Interner Wettstreit mit Trainerkollege Thorsten Seibert

Guten Kontakt hat er auch noch zu den Trainern Johannes Sander und ganz besonders zu Thorsten Seibert, seinen immer noch in Siegen wohnenden Trainerkollegen. Dominik Dapprich, damals Co-Trainer der Sportfreunde Siegen, hatte 2016/17 mit Cheftrainer Thorsten Seibert die Mannschaft in der Regionalliga betreut und war nach Seiberts Ausscheiden auch sein Nachfolger als Cheftrainer der Oberliga-Mannschaft. „Wir haben immer noch einen freundschaftlichen Kontakt. Er ist ja vor ein paar Jahren auch einen Marathon gelaufen. Ich will natürlich sehen, dass ich ein bisschen schneller bin als er. Aber er will mir nicht seine Laufzeit verraten“, verriet Dapprich den persönlichen Wettstreit. Doch an dieser Stelle kann das Geheimnis gelüftet werden: Thorsten Seibert ist seinen ersten Marathon beim 33. Haspa Marathon Hamburg 2018 gelaufen, in einer Zeit von 5:16:26 Std. Kommentar Dominik Dapprich: „Das müsste zu schaffen sein.“