Werner Stöcker läuft in der M85 von Weltrekord zu Weltrekord

Der 86-jährige Werner Stöcker von der LG Wittgenstein stellte beim 24 Stunden Jubiläumslauf der LSG Weiher gleich zwei neue Weltrekorde auf. Der Erndtebrücker (hier zusammen mit Organisator Markus Simonis) schaffte im 12-Stundenlauf mit 87,873 Kilometern und im 100-Kilometer-Lauf in 14:05:59 Std. zwei Weltbestleistungen für die Altersklasse M85. Foto: privat

UBSTADT-WEIHER/ERNDTEBRÜCK. Das Wittgensteiner Laufwunder Werner Stöcker läuft weiter von Rekord zu Rekord. Drei Tage vor seinem 86. Geburtstag stellte der Erndtebrücker im Rahmen des 24-Stunden-Jubiläumslaufs in Ubstadt-Weiher die Weltbestleistungen im 12-Stunden-Lauf und über 100 Kilometer für die Altersklasse M85 auf.

Geboren am 11.11.1939 – und trotzdem kein Karnevalsjeck

Werner Stöcker hatte in dieser Woche gleich zwei Gründe zum Feiern. Am Dienstag, feierte er bei bester Gesundheit seinen 86. Geburtstag. „Komisch, dass ich am 11.11. geboren bin, ich habe doch mit Karneval gar nichts am Hut“, lachte der humorvolle Wittgensteiner, als ihn die Glückwünsche der SZ-Redaktion erreichten. Klar, dass an dem Jubeltag das Telefon nicht mehr still stand und sich der Besuch die Klinke in die Hand gab. Über einen Gast hatte er sich ganz besonders gefreut. „Der Paul ist extra aus Aachen gekommen, um mir zu gratulieren.“ Der 82-jährige Paul Thelen ist ebenfalls ein überaus erfolgreicher Ausdauersportler und war Stöckers Staffelpartner im Team Hörluchs beim Ironman in Roth: Thelen absolvierte damals die 180 Kilometer auf dem Rad und Stöcker lief den abschließenden Marathon. Es war das bisher weltbeste Ü80-Triathlon-Trio.

Weltrekorde Nummer vier und fünf in der AK M85

Das größte Geschenk zum Geburtstag hatte sich Werner Stöcker aber selbst gemacht. Drei Tage zuvor hatte der Ausnahmeläufer der LG Wittgenstein seiner langen Liste an Erfolgen ein neues Kapitel hinzugefügt. Im Rahmen des 24-Stunden-Jubiläumslauf in Ubstadt-Weiher von Freitag auf Samstag lief der Wittgensteiner gleich zwei neue Weltrekorde in seiner Altersklasse M85: Im 12-Stunden-Lauf lief er so weit und über 100 Kilometer so schnell wie weltweit noch kein Läufer seiner Altersgruppe zuvor. Zusammen mit den Rekorden im 6-Stunden-Lauf, über 50 Kilometer und im 24-Stundenlauf hält Stöcker nun insgesamt fünf Weltrekorde in der Altersklasse der Männer 85. Wollte man alle seine Rekorde an dieser Stelle anführen, der Raum würde kaum ausreichen – nur soviel: Werner Stöcker war M80-Weltmeister über 100 Kilometer, er hält die Weltbestzeit in der M80 über 50 Kilometer (5:23:23 Std.), er hält die Deutschen M80-Rekorde über 6, 12 und 24 Stunden sowie über 50 und 100 Kilometer und natürlich hält er als Weltbester über die fünf Ultradistanzen in der Altersklasse M85 nun auch die Deutschen Rekorde.

Lauforganisator Simonis musste Stöcker zum Start überreden

Dass ihm nun am Ende des Jahres nochmal zwei M85-Weltrekorde gelungen sind war eigentlich gar nicht geplant. „Ich hatte 14 Tage kaum trainiert und auch noch den Hexenschuss vom Lauf in Laasphe in den Knochen. Ich wollte gar keinen langen Wettkampf mehr machen, für mich war das Jahr beendet“, erklärt Stöcker. Doch dann hatte ihn Markus Simonis, Organisator vom HaWei-Lauf in Ubstadt-Weiher angerufen, der Lauf, in dem er bereits im Februar den Rekordüber 50 Kilometer gelaufen war. „Der war hartnäckig, hat meine Absage nicht akzeptiert und mich dann doch zum Start überredet.“ Nachdem die Teilstrecken über 6 Stunden, 12 Stunden und über 100 Kilometer exakt vermessen und bestenlistentauglich eingestuft wurden gab es für Stöcker kein Grund mehr „zu kneifen“.

„Hitzeläufer“ Werner Stöcker schmeckte die Kälte nicht

Und dann ging’s los: Start am Freitag um 18 Uhr. Wie immer zur Unterstützung dabei seine fürsorgliche Ehefrau Ingeborg, die sich um die Verpflegung kümmert. „Ich wollte nur 12 Stunden laufen, keine 100 Kilometer und schon gar keine 24 Stunden durchlaufen“, war für den Erndtebrücker die Zielsetzung klar. Runde für Runde spulte er die flache und in der Nacht beleuchtete 1.296 Meter lange Laufrunde ab. Was der „Hitzeläufer“ Stöcker aber gar nicht mag, sind kalte Temperaturen. „Wir hatten in der Nacht ein bis drei Grad das ist ja nichts für mich.“ Und weil es so kalt war hatte er seine Frau mitten in der Nacht zurück ins Hotel mit der Abmachung geschickt: „Nach 12 Stunden bin ich fertig, dann kannst du mich abholen und wir frühstücken gemeinsam.“

Eigentlich wollte er nach 88 Kilometern aufhören…

Doch das Versprechen hat das Laufwunder dann nicht eingehalten, es lief einfach zu gut für den Noch-85-Jährigen. Innerhalb des 12-Stunden-Laufs hatte er 87,873 Kilometer absolviert, damit eine neue Weltbestzeit aufgestellt und die alte Bestmarke des Italieners Antonio Caponetto aus dem Jahr 2019 (79,712 km) klar überboten. Eigentlich wollte er jetzt Schluss machen, 12 Stunden bei Kälte waren genug. „Ich hatte mich schon ausgelaufen. Doch dann haben sie mich überredet, doch noch die 100 Kilometer voll zu machen, dass seien ja nur noch 13 Kilometer“, lacht der drahtige Laufopa.

…doch dann machte er doch noch die 100 Kilometer voll

Werner Stöcker ließ sich abermals überreden, schickte seine Ingeborg allein zum Frühstück zurück ins Hotel, lief nochmal 13 Kilometer obendrauf und eilte zum zweiten Weltrekord des Tages: er knackte in 14:05:59 Stunden auch noch die M85-Weltbestzeit über 100 Kilometer – die bisherige Bestmarke des Italieners Caponetto (15:40:53 Std.) hatte Werner Stöcker nahezu pulverisiert. „Danach haben Ingeborg und ich nochmal gemeinsam gefrühstückt“, erklärt er lachend. Und was machen die Beine am Tag danach? „Die waren vollkommen locker. Ich hatte nicht einmal Muskelkater.“ Einfach ein Laufwunder dieser Werner Stöcker, mit seinen 86 Jahren.

Katja Hinze-Thüs (SG Wenden) läuft Deutschen W50-Rekord

Beim 24-Stunden-Jubiläumslauf in Ubstadt-Weiher war eine weitere heimische Läuferin ebenfalls sehr erfolgreich. Für die Gummersbacherin Katja Hinze-Thüs im Trikot der SG Wenden war die Strecke in Ubstadt-Weiher schon in der Vergangenheit ein gutes Pflaster. An gleicher Stelle hatte die Ultraläuferin 2022 bei der DM über 50 Kilometer einen neuen Deutschen Rekord für die W50 (3:39:56 Std.) aufgestellt, ein Jahr später wurde sie bei der 35. DM über 100 Kilometer Deutsche Meisterin in der Altersklasse W50 in  in 8:44:15 Stunden (5:15 min./km). Diesmal knackte die 53-Jährige mit dem 12-Stunden-Split den Deutschen Altersklassen-Rekord in der W50 von Sigrid Hoffmann aus 2016 um etwas mehr als 800 Meter auf 123,296 Kilometer. Bei ihrer Premiere jenseits der 100-Kilometer-Marke macht Hinze-Thüs das Triple voll und hält nun – neben dem Deutschen Rekord über 50 Kilometer und dem Sechs-Stunden-Rekord in der Altersklasse 50 – auch den Deutschen 12-Stunden-Rekord.

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