
FRANKFURT. Herbstzeit ist Marathon-Zeit. Nach Berlin und Köln stand am vergangenen Wochenende zum Jahresabschluss die 42. Auflage des Frankfurt-Marathons auf dem Programm. Mit am Start auch wieder etliche Siegerländer. Trotz widriger Windverhältnisse setzte Timo Böhl einen starken Schlusspunkt unter eine sehr erfolgreiche Saison. Der Bad Berlebuger war bester heimischer Läufer in der Mainmetropole und stellte in 2:31:34 Stunden eine neue persönliche Bestzeit auf.
Frankfurt Marathon mit Teilnehmerrekord: 17.000 Starter
Der Marathon durch die Mainmetropole ist nicht nur der zweitälteste Stadtmarathon Deutschlands, der Zieleinlauf in Frankfurt gilt auch als einer der stimmungsvollsten weltweit. Ob Weltklasse-Athlet knapp über zwei Stunden oder aber 6-Stunden-Läufer – beim Finale in der proppenvollen Frankfurter Festhalle wird jeder Finisher auf dem roten Teppich gefeiert wie ein Sieger. Der besondere Zieleinlauf nach 42,195 Kilometern, dazu die abwechslungsreiche Strecke mit flachem Profil für Bestzeiten machen den Frankfurt Marathon zu einem echten Renner und so gingen in diesem Jahr 17.000 Läuferinnen und Läufer an den Start – ein neuer Rekord.
Äthiopierin Buze Diriba siegt in 2:19:34 Std.
Waren die kühlen Temperaturen noch ganz im Sinne der Langstreckenläufer, so machte der teils sehr starke und böige Wind vor allem auf der ersten Hälfte des Rennens die Hoffnungen auf Rekordzeiten zunichte. Trotz der widrigen Bedingungen liefen immerhin fünf Athleten der Top Ten persönliche Bestzeiten. Sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen kamen die Sieger aus Äthiopien. Es siegte etwas überraschend Belay Asfaw in 2:06:16 Stunden, Filimon Abraham von der LG Telis Finanz Regensburg kam als bester Europäer in 2:09:43 Stunden auf Platz 9. Bei den Frauen wollte die Äthiopierin Buze Diriba die Streckenrekordzeit von 2:17:25 Stunden aus dem Vorjahr unterbieten, doch am Ende musste sich die 31-Jährige als Siegerin mit 2:19:34 Stunden zufrieden geben – immer noch eine Weltklassezeit. Schnellste deutsche Läuferin war Laura Hottenrott (Grün-Weiß Kassel) in 2:28:17 auf Rang 14.
Timo Böhl und Markus Mockenhaupt mit „Projekt 2:30 Stunden“
Wie schon in Berlin und Köln hatten auch Läufer aus der Region einen Startplatz gebucht. Die zwei Langstreckler Timo Böhl von der LG Wittgenstein und Markus Mockenhaupt von der SG Wenden, beide Triathleten im Team des TVE Netphen und oft Trainingspartner, hatten sich ein ganz besonderes Ziel gesetzt. Und das stand unter dem Titel „Projekt 2:30 Stunden“. Der Berleburger Timo Böhl erwischte kurz nach dem Start eine große ideale Tempogruppe, in der er im Windschatten wertvolle Kräfte für die zweite Hälfte sparen konnte. Nach dem Halbmarathonsplitt in 1:16:19 Stunden konnte er sein Tempo, auch begünstigt durch den jetzt beflügelnden Rückenwind, auf einen 3:32er Kilometerschnitt steigern und bei Kilometer 35 schien eine Zeit von 2:30 Stunden sogar noch realistisch.
Böhl mit Negativsplitt auf der zweiten Hälfte
„Ab Kilometer 38 wurden mir dann aber die Beine doch schwer“, so Böhl – der am Ende sein Ziel verfehlte, aber Dank eines Negativsplitts auf der zweiten Hälfte (1:15:16 Std.) in 2:31:34 Stunden (20. M35) doch noch eine deutliche Bestzeit aufstellte und seine bisher Bestmarke von Valencia (2022) um fast zwei Minuten verbesserte: „Das war fast ein optimales Rennen. Ich bin mit der Zeit echt zufrieden. Auch wenn ich liebend gerne unter 2:30 gelaufen wäre, aber das war heute bei den Bedingungen nicht drin“, erklärte der Berleburger im Interview.
Markus Mockenhaupt mit Frust und Krämpfen – „Mocki“ tröstet
Und wo war dann Markus Mockenhaupt? Beflügelt durch die Klasseleistung beim Halbmarathon in Köln (1:11:52 Std.) vor drei Wochen sah sich der fast 45-jährige Wilgersdorfer gut gerüstet, um seine persönliche Bestmarke von 2:32:39 Stunden zu knacken. Doch das Rennen lief dann nicht nach Plan. Keine gute Gruppe, um sich im Gegenwind zu verstecken und die Beine und der Kopf nicht mit der nötigen Frische, und so stand spätestens bei der Halbmarathonmarke nach 1:17:59 Std. fest, das „Projekt 2:30“ war gestorben. „Vielleicht habe ich mir auch zuviel Kopf gemacht. Ich hatte schon in der Nacht davor kaum ein Auge zugemacht. Wahrscheinlich hatte ich beim Halbmarathon in Köln mental schon die Milch gegeben und das nix mehr ging“, grübelte Mockenhaupt nach dem Rennen. Völlig ausgepumpt nach 2:38:41 Std. (18. M45) kämpfte er mit Frust und Krämpfen. Im Ziel wurde er dann von seiner Zwillingsschwester „Mocki“ überrascht, in die Arme genommen und getröstet. Sabrina Mockenhaupt-Gregor, 2008 Frankfurt-Siegerin in 2:26:22 Std., weiß nur zu gut, wie sich der Körper nach einem harten Marathon anfühlt, da wirken ein paar Streicheleinheiten wie Balsam.
Kurz hinter Markus Mockenhaupt folgte ein weiterer heimischer Läufer, für den das Rennen besser lief. Der Niederscheldener Viktor Horch (TuS Deuz) knackte erstmals die Marke von 2:40 Stunden. Nach 1:20:05 Std. für die erste Hälfte konnte er noch zulegen, lief die zweite Hälfte in 1:19:34 Std. und lief mit persönlicher Bestzeit von 2:39:39 Std. (21. M45) ins Ziel. Seine Vereinskollegen Christian Becker (2:48:21 Std./67. M40) und Rainer Bonn (2:51:46 Std./62. M45) sowie Pascal Friedhoff (TVE Netphen/2:53:35/116. M40) waren ebenfalls zufrieden mit ihren Leistungen. Der vereinslose und in der heimischen Laufszene noch unbekannte Dr. Richard Schorlemmer zeigte ebenfalls ein gutes Marathonrennen. Der gebürtige Münsteraner, der an der Uni Siegen beschäftigt ist und seit einem Jahr in Weidenau lebt, lief 2:42:18 Std. (90. M35) und kam damit seiner Bestleistung (2:39 Std./Köln 2022) recht nahe. Kurz dahinter folgte Dennis Neuser, ehemaliger Fußballer des SV Germania Salchendorf, mit einer überaus beachtlichen Zeit von 2:43:39 (121. M30).
Blick in die Ergebnisliste des Marathon Frankfurt (bis 4:00:00 Stunden):
Dr. Robert Wilms (SG Wenden) 2:57:59 Std. (274. M35)
Jens Raupach (CLV Siegerland) 3:06:00 (403. M35)
Jörg Hauser (Kreuztal) 3:13:19 (365. M40)
Nils Reinhard (Freudenberg) 3:17:24 (67. MU23)
David Scholl (Freudenberg) 3:17:51 (556. M35)
Tom Luca Krumm (TVE Netphen) 3:18:42 (71. MU23)
Patrick Krämer (Crown Town Runners Siegen) 3:19:24 (435. M40)
Niklas Schütz (Marlberg/Die MANNschaft) 3:28:03 (585. MHK)
Mike Latsch (TVE Netphen) 3:28:50 (394. M45)
Stephan Klein (ASC Weißbachtal) 3:29:35 (M45)
Patrick Vollrath (Loft by Steffi Kerst) 3:35:11 (787. M35)
Friedrich Hinderthür 3:37:32 (314. M50)
Thomas Bednorz (Mudersbach) 3:39:35 (848. M35)
Tanja Sunder (Olpe) 3:45:34 (38. W50)
Miguel Jiménez Campos (Wilnsdorf) 3:45:37 (921. M35)
Wolfgang Hilleke (Attendorn) 3:48:22 (76. M60)
Julius Kneppe (Siegen) 3:50:25 (21. JU20)
Jörg Engel (Trail Crew Siegen) 3:55:18 (455. M50)
Dorothea Sauer (SG Wenden) n. 37 km aufg.
